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TEMPERATUR

 

 

Die richtige Temperatur ist ein weiterer Punkt, über den man sich Gedanken machen sollte. Glücklicherweise toleriert ein Großteil der Arten oftmals recht erstaunliche Abweichungen vom natürlichen Standort. Trotzdem sollte man sich die Mühe machen, die Temperaturverhältnisse am Naturstandort so weit wie möglich zu kopieren.

Ein gutes Beispiel ist die Venusfliegenfalle. In South Carolina sind die Sommer ähnlich wie bei uns, die Winter allerdings kühl mit nur sehr selten auftretenden Frösten. Im Sommer kommt die Pflanze daher problemlos mit den Temperaturen an einem sonnigen Fenster, im Gewächshaus oder im Freien zurecht.
Aber woher jetzt den frostfreien aber kalten und noch dazu hellen Standort im Winter finden? Ich kann die Pflanzen in den ungeheizten Wintergarten stellen, wo es recht hell ist und meist um die 10°C hat. Gelegentlich kommt mal ein Schwall kalter Luft rein, wenn die Fenster aufgemacht werden, manchmal hat's auch 20°C wenn die Sonne scheint.
Die Pflanzen lieben diesen Standort, nur der Rest der Familie ist weniger erbaut, halbbraune Venusfliegenfallen in Winterruhe neben dem Mittagessen stehen zu haben... Banausen!
Zum Glück kommt Dionaea auch mit 15°C im Winter aus, wenn sie halbwegs hell steht und was noch viel verblüffender ist, abgehärtete Dionaea überleben auch auch im Freien!
Ist zwar etwas Glückssache und Abdecken schadet nicht, aber bisher halten sich die Verluste in meinem Moorbeet in Grenzen.


Diese Überwinterung bei ungefähr 15°C klappt bei recht vielen Arten, sei es Drosera capensis oder Drosera filiformis, Sarracenia oder Darlingtonia, Roridula oder Cephalotus.
Die Pflanzen reagieren anscheinend mehr auf die verkürzte Tageslichtlänge als auf kalte Temperaturen.
Wichtig ist weiterhin ein einigermaßen heller Standort, je dunkler, desto kühler müssen die Pflanzen stehen, in den meisten Fällen wird es ein helles Fenster in einem ungeheizten Raum tun.

Problemlos ist die Überwinterung von einheimischen Arten und von den meisten Sarracenien. Gewöhnt man die Pflanzen an die kühlen Temperaturen können sie im Freien oder auch im ungeheizten Gewächshaus überwintern.

Gänzlich ungeeignet ist das zentralgeheizte Wohnzimmer, denn da wird eine Dionaea oder Sarracenia zwangsläufig absterben. Auch das Durchkultivieren dieser Arten unter sehr viel Kunstlicht schwächt die Pflanzen auf Dauer.

Oftmals werden ganze Terrarien mit Fleischfressern bepflanzt, allerdings sollte man sich dabei im vornherein klarmachen, dass man hier Pflanzen auswählt, die sowohl im Sommer als auch im Winter ähnliche Temperatur und Lichtbedürfnisse haben.
Wer eine eine Venusfliegenfalle und Kannenpflanzen zusammensetzt bekommt spätestens im Winter ein gewaltiges Problem.

Wobei wir bei den Kannenpflanzen und tropischen Arten wären...
Viele Pflanzen erwarten ganzjährig warme Temperaturen, allen voran Nepenthes und Heliamphora, aber auch Genlisea und viele Utricularien, tropische Sonnentauarten und Pinguicula und noch manche mehr, selbst eine Drosera capensis lässt sich gut ganzjährig warm halten.
Allerdings sollte man dann für Zusatzlicht im Winter sorgen.
Wer jetzt meint, diese Arten wären generell einfacher, der irrt gewaltig
Die Queensland-Drosera beispielsweise mögen immer rund 20-25°C wie sie in der Wohnung herrschen. Genauso kommen einfache Nepenthesarten und die Baumarkthybriden damit klar. Die reinen Tieflandnepenthes hätten aber gerne mindestens 5°C mehr und die wenigsten werden ihre Wohnung auf 30°C heizen. Möglicherweise geben die Lampen genügend Wärme ab, aber meist wird man um eine Heizung nicht umhin kommen.
Also die Hochlandnepenthes nehmen? Die wollen tagsüber 20-25°C.
Dummerweise hassen sie aber längere Zeit mehr als 25°C, aber ein Terrarium auf das die Sonne scheint wird sehr sehr schnell heißer als 30°C, ja selbst 40 oder 50°C sind problemlos möglich, da man ein Nepenthes Terrarium wahrscheinlich abdecken muss wegen der hohen Luftfeuchtigkeit, die diese Pflanzen brauchen.
45°C töten eine Nepenthes villosa vermutlich genauso schnell wie -10°C.
Alles kein Problem?
Die Hochlandarten hätten gerne 10°C in der Nacht. Zur Not auch 15°C. Und das auch im Sommer!
Das gestaltet die Sache schon schwieriger. Sicher habe ich schon von Leuten gehört, die eine Nepenthes rajah nachts ständig bei 20°C halten, aber man hört selten von Leuten, bei dem die Pflanze unter diesen Bedingungen dann auch nennenswert wachsen. 
Wie gesagt, da muss sich jeder was einfallen lassen, wichtig sind für Arten aus dem tropischen Hochland jedenfalls merkliche Tag- Nacht- Gegensätze. Ich selbst habe im Sommer nachts rund 17°C in meinem Hochlandterrarium und tagsüber rund 25°C und das ist schon nicht mehr sonderlich günstig.

Jedenfalls wäre es sinnvoll, zum Ausprobieren es zu Beginn mit einer einfachen Nepenthes-Art oder Hybride zu versuchen und genauso bei Heliamphora erst einmal eine Temperatur unempfindlichere Art (z.B. H. heterodoxa) oder eine Hybride zu probieren, bevor man viel Geld in den Sand setzt.
Gerade Heliamphora gelten als recht problematisch, da sie ja einerseits sehr viel Licht wollen, gleichzeitig aber im Terrarium stehen sollten, damit die Luftfeuchtigkeit hoch ist, andererseits sollte die Temperatur aber nie für längere Zeit über 30°C ansteigen. [Anmerkung: Das ist mittlerweile überholt, Heliamphora vertragen hohe Temperaturen besser als gedacht, solange es nachts kalt genug ist]


Ein weiteres Sorgenkind mit ähnlichen Problemen ist Darlingtonia. Auch sie mag es sonnig und verträgt auch mal 30°C, noch dazu kommt sie ohne ein Terrarium aus. Soweit, so gut. Dummerweise geht sie ein, wenn die Wurzeln zu warm werden.
Es gibt tatsächlich Leute, die im Sommer Eiswürfel auf das Darlingtonia Substrat legen.
Ich gehe einen Kompromiss ein und stelle sie ans Ostfenster, verwende einen Tontopf, der durch Wasserverdunstung die Substrattemperaturen niedrig hält, verwende einen großen Topf, so dass das Innere ebenfalls recht kühl bleibt, schirme den Topf gegen Sonnenstrahlen ab und pflanze obendrauf Sphagnum-Moos, welches die Luftfeuchtigkeit um die Pflanze herum erhöht und ebenfalls die Wurzeln beschattet.
Bis jetzt klappts recht passabel...
[auch hier eine Anmerkung einige Jahre später: Bei mir wächst Darlingtonia nur im Moorbeet gut, weil dort die Wurzeln kühl genug bleiben. Alle Experimente mit Tontöpfen sind bei mir gescheitert]



Zurück zu ganz anderen Arten. Nämlich den im Winter wachsenden Zwerg- und Knollendrosera.
Meine Pflanzen wachsen besonders gut, wenn die Temperaturen bei 12-15°C liegen und nicht höher, wie man vielleicht vermuten würde.
Ich finde dies ganz nett, so kann man sie zu den winterruhenden Arten stellen, nimmt noch etwas Kunstlicht dazu (nicht übertreiben, die Tageslichtlänge sollte einiges unter 12 Stunden liegen) und schon kann man sich auch im Winter an wachsenden Fleischfressern erfreuen.


Angeblich sollte man beim Vermehren über Samen oder Blattstecklingen höhere Temperaturen haben, als es für die Pflanze normalerweise üblich ist.
Gut geeignet wäre hier wohl ein kleines beheizbares Mini-Gewächshaus, allerdings habe ich meine Blattstecklinge und Samen meist zu den Mutterpflanzen dazugestellt. Es dauert halt dann seine Zeit, ein halbes Jahr für Stecklinge von Cephalotus, Nepenthes oder Dionaea sind bei mir die Regel.


Apropos Vermehren, es gibt unter den Fleischfressern einige Feuerkeimer, wovon ich bisher allerdings nur Roridula kultiviert habe. Zumindest bei Roridula gorgonias erhält man ein besseres Keimergebnis, wenn man die Samen, nachdem sie gequollen haben, mit 60°C heißem Wasser übergießt...

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Copyright (c) 2001 Martin Reiner - letzte Aktualisierung 21.06.2001