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LUFTFEUCHTIGKEIT

 

 

Wenn man in alten Bücher etwas über die Kultur von fleischfressenden Pflanzen liest, sofern man denn überhaupt was findet, dann erfährt man eigentlich immer, dass diese Pflanzen nur unter gespannter (=sehr feuchter) Luft zu halten sind.

Dies ist allerdings in vielen Fällen völlig falsch.
Man sollte seine Pflanzen so luftfeucht halten, dass diese gut wachsen, aber nicht unbedingt wesentlich darüber gehen. Dies führt zwar oftmals zu größeren Pflanzen, die allerdings auch sehr weich sind und somit viel anfälliger für Schimmel.

Normalerweise gibt man bei den Kulturtipps die Luftfeuchtigkeit als relative Feuchte in Prozent an. 100% wäre also mit Wasser gesättigte Luft, bei 50% ist die Luftfeuchtigkeit dann halb so groß, usw... (wen es interessiert: relative Feuchte = Partialdruck (von Wasser) / Sättigungsdruck * 100%)

Sehr wichtig ist, dass diese Angabe temperaturabhängig ist, denn warme Luft kann wesentlich mehr Wasser aufnehmen als kalte, was bedeutet, dass bei 30°C und 80% wesentlich mehr Masse Wasser pro Volumen Luft enthalten ist als bei 10°C und 80%.
Anschaulich wird dies, wenn man feuchte Luft abkühlt. Die kalte Luft erreicht dann sehr schnell 100% Sättigung und das restliche Wasser kondensiert aus. Schön zu sehen ist dies, wenn man ein Gefrierfach öffnet oder an beschlagenen Scheiben.

Dieser Effekt tritt umgekehrt im Winter auf, wenn man die kalte Luft von draußen mit rund 40% Luftfeuchtigkeit im Zimmer durch eine Zentralheizung erwärmt. Aus den 40% werden dann leicht Werte unter 20% Luftfeuchtigkeit, was für nahezu alle Arten zuwenig ist.

Grober Überblick über den Luftfeuchtigkeitsbedarf :

  • 80%-100% : empfindliche Hochlandnepenthes

  • 70%-80% : Nepenthes, einige Utricularia, Byblis liniflora

  • 60%-70% : abgehärtete Nepenthes, Heliamphora, Utricularia, 'tropische' Drosera und Pinguicula, Genlisea

  • 50%-60% : Cephalotus, Drosera, auch für viele unten genannten Arten geeignet

  • 40%-50% : Dionaea, Drosophyllum, Pinguicula, viele Drosera, Byblis gigantea, Sarracenia

  • 20%-40% : Roridula, kurzfristig auch unempfindlichere Arten


Dies ist nur ein sehr grober Überblick!

So können manche Nepenthes-Hybriden nach entsprechender Gewöhnung auch unter 60% Luftfeuchtigkeit gehalten werden. Genauso gut lässt sich eine Drosera capensis oder Dionaea muscipula auch bei 70% halten, wobei Drosera dann sehr große Klebetropfen ausbildet. Man sollte sich nur immer vor Augen führen, dass mit der hohen Luftfeuchtigkeit auch die Gefahr der Schimmelbildung steigt.

mein Hygrometer, hab ich schon seit ca. 10 Jahren

Wie erreicht man nun diese hohen Werte?
Im Sommer hat man auf dem Fensterbrett rund 30-40%, im Winter etwa 20-30%. Stellt man viele Pflanzen zusammen und stehen diese noch in großen wassergefüllten Schalen steigt die Luftfeuchtigkeit um rund 10%. Knapp über dem Substrat ist es meist noch etwas feuchter, so dass sich so schon ein Großteil der Pflanzen kultivieren lässt.
Wer nur wenige Pflanzen hat oder eine allgemein niedrige Luftfeuchtigkeit, da die Pflanzen z.B. direkt über einer Heizung stehen, sollte diese in ein Terrarium pflanzen. Ist dieses oben offen lassen sich rund 50-60% Luftfeuchtigkeit erreichen, je nachdem wie stark man es abdeckt bis zu ca. 80%. 100% lassen sich nur bei kompletter Abdeckung erreichen, was ich allerdings wegen der sehr großen Schimmelgefahr und wegen des Problems des Wärmestaus nicht empfehlen würde.
Die Pflanzen werden bei leichtem Luftzug nämlich wesentlich robuster und gesünder.

Diese sehr hohe Luftfeuchtigkeit lässt sich dann nur durch regelmäßiges Besprühen erreichen.
Allerdings vertragen nur ganz wenige Pflanzen Besprühen, dazu gehören in erster Linie die Nepenthes, sowie Heliamphora und Utricularia. Allerdings sollte man den Blättern zwischendurch immer wieder Zeit geben, abtrocknen zu können.

Alle anderen Pflanzen und insbesondere Klebefallen können regelmäßiges Besprühen überhaupt nicht leiden!

Wer wie ich nur gelegentlich zuhause ist und auch sonst keine Lust hat, täglich mit der Sprühflasche rumzurennen kann sich einen kleinen Ultraschallzerstäuber zulegen. Diese nur wenige Zentimeter großen Geräte kosten ein paar Euro, brauchen im Betrieb rund 25W Leistung und erzeugen mit Hilfe von Ultraschall einen extrem feinen Sprühnebel, wobei man im Betrieb aber kaum etwas hört. Je nachdem, wie viel Wasser man durch die zahlreichen größeren Spritzer verliert, benötigt dieses Gerät stündlich zwischen 200ml und 500ml Wasser. Dabei sollte man unbedingt darauf achten, dass das Wasser nicht zu sauer ist, da sonst die Membran (10 Euro) nach wenigen Tagen korrodiert.

Im Regelfall ist so ein Nebler für die Kultur der Pflanzen selbst nicht wirklich erforderlich, sondern wird meist vielmehr aus ästhetischen Gesichtspunkten verbaut. Schließlich will so mancher seinen Heliamphora auch richtiges Tepui Wetter mit abendlichem Nebel bieten. Meinen Nebler habe ich einige Jahre lang mit Regenwasser betrieben und das hat recht gut funktioniert. Irgendwann muss man halt den "Bewuchs" entfernen und die Membran tauschen.


Ultraschall-Nebler im Betrieb Drei Jahre später...

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Copyright (c) 2001-2005 Martin Reiner - letzte Aktualisierung 12.02.2005