Das
richtige Licht ist einer der wichtigsten Punkte, den man bei der Kultur von
fleischfressenden Pflanzen berücksichtigen sollte.
Karnivoren sind "wilde" Pflanzen die nicht extra für die Kultur in unseren extrem lichtarmen Wohnungen
ausgewählt und gezüchtet wurden und die deshalb größtenteils sehr hohe Ansprüche an Beleuchtungsdauer und v.a. Lichtintensität stellen.
Dies wird verständlich, wenn man bedenkt, dass viele Arten aus sehr sonnigen Gebieten stammen (Südafrika, Australien, den Tepuis Venezuelas,...) und aufgrund der oft sehr schlechten Bodenverhältnisse dort ohne schattenwerfende Begleitvegetation
im direkten Sonnenlicht wachsen können.
Außerdem muss man bedenken, dass viele Pflanzen in äquatornahen Gebieten beheimatet sind und deshalb ganzjährig und gleichbleibend rund 12 Stunden Licht pro Tag erwarten. In Bayern dauert der Tag dagegen Ende Dezember nur rund acht Stunden und das bei meist noch neblig trübem Wetter.
Andere Arten dagegen brauchen diese kurze Tageslichtlänge als Indikator dafür, in die Ruhephase einzutreten, bzw. das Wachsen dann zu beginnen (z.B. australische
Knollendrosera).
Auch dies muss man unbedingt berücksichtigen.
Kurz und gut, wer die Lichtbedürfnisse der Pflanze nicht halbwegs passabel erfüllen kann, wird keinen Erfolg mit der Kultur haben, selbst wenn alle anderen Faktoren optimal passen würden.
Lichtmangel
wirkt sich auf vielerlei Weise aus.
Unter
optimalen Lichtbedingungen wachsen die Pflanzen gedrungen und kompakt,
bilden eine charakteristische Färbung aus und haben eine übliche Anzahl an
Fallen und Blüten.
Bei weniger Licht bleibt zuerst die Färbung aus, die Anzahl der Fallen und
Blüten wird kleiner. Nepenthes bilden unter schwachem Licht oftmals
keine Kannen mehr aus, bei den Heliamphora werden die typischen
Deckel auf den Fallen kleiner, Drosera produziert weniger
Fangschleim.
Steht noch
weniger Licht zur Verfügung, so vergrößert sich die Blattfläche
erheblich, Dionaea bildet dann beispielsweise sehr große hellgrüne
Blätter mit kleinen oder verkrüppelten Fallen, bei Sarracenien kann es
soweit gehen, dass sie keine Fangschläuche mehr ausbilden sondern nur noch
flache Blätter, Phyllodien genannt.
Schlussendlich
produzieren manche Pflanzen extrem lange Triebe, um an Licht zu gelangen,
Blätter von Drosera filiformis und Drosera binata können
dann ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen und knicken um. Solche Pflanzen
sind geschwächt und anfällig für Krankheiten und Schädlinge, außerdem
schauen sie alles andere als schön aus.
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LICHTBEDÜRFNISSE
DER ARTEN:
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Extrem hell und sehr sonnig :
Roridula, Drosophyllum
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Sehr hell und sonnig :
Byblis, Heliamphora, Sarracenien, Dionaea
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Hell und sonnig : Die meisten
Drosera, Darlingtonia, Cephalotus, mex. Pinguicula
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Hell, teilweise sonnig :
Zwergdrosera, viele Pinguicula, viele Utricularia, Hochland-Nepenthes,
Aldrovanda, Genlisea
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Hell, wenig direkte Sonne : Einige
Pinguicula, Queensland-Drosera, Tiefland-Nepenthes
Dies ist nur ein grober Überblick. Zwergdrosera wachsen bei mir eben auch an einem etwas weniger sonnigen Platz, vertragen aber auch mehr Sonne, auch
Darlingtonia kann man sehr sonnig stellen, muss aber dann irgendwie die Wurzeln kühl halten,
Heliamphora wird man selten länger in die pralle Sonne stellen, auch wenn es die Pflanzen sehr hell lieben, allerdings mögen sie es auch nicht besonders warm ...
Wohin also mit den Pflanzen?
Ich selbst habe folgende Standorte ausprobiert:
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Metalldampflampe
über dem Fensterbrett |
Mein Zimmer hat ein helles, nahezu unbeschattetes Südfester, wobei ich das Fensterbrett teilweise auf 80cm verbreitet habe.
Über dem verbreiterten Fensterbrett hängt während des Winters eine 70W
Matalldampflampe (dazu später mehr) in etwa 80cm Höhe und bestrahlte so eine Fläche von rund 100cm x 80cm. die Lampe
brennt einige Stunden am Tag, um die Tageslänge etwas zu verlängern und allgemein die Lichtmenge zu erhöhen.
Die Lichtmenge ist für alle Pflanzen mehr oder weniger zum Überwintern ausreichend, inkl.
Roridula, die direkt hinter dem Fenster steht und Zwerg- sowie
Zwiebeldrosera. Gerade bei den Zwiebeldrosera würde etwas mehr Licht aber
wahrscheinlich nicht schaden.
An den dunkleren Stellen standen früher mal Nepenthes (denen war's
auf dem Fesnterbrett im Winter aber zu kalt), Drosera prolifera und Pinguicula.
Im Sommer stehen dort gelegentlich ohne Zusatzbeleuchtung dann Cephalotus,
Aldrovanda, sowie einige Zwergdrosera.
Ein (abgedecktes) Terrarium heizt sich am Südfenster im Sommer schnell bis über 40°C auf, je nach Belüftung, was für praktisch alle Arten den Tod bedeutet.
Am hellen Ostfenster verschimmelte mir vor einigen Jahren eine große Roridula gorgonias innerhalb weniger Wochen vermutlich wegen Lichtmangel, Venusfliegenfallen und einige subtropische
Drosera überwinterten dort aber recht passabel.
Ich hatte dort den Sommer über auch mal einige Zwiebeldrosera kultiviert, die
dort gut gediehen sind und sich an die nördliche Hemisphäre anpassen mussten,
außerdem wachsen dort Aldrovanda vesiculosa und meine Nepenthes
ventricosa x inermis ganz passabel, letztere bildet allerdings im Winter
keine Kannen aus.
Etwa 50cm hinter dem Fenster befand sich früher mal mein Hochlandterrarium, das im Sommer zusätzlich von ca. 10.00 bis 21.00 Uhr mit der 70W Natriumhochdruckdampflampe beleuchtet
wurde. Dort wuchsen dann Nepenthes, Byblis liniflora, einige Drosera
und Utricularia sowie Heliamphora. Die Sonne hat dieses Terrarium im Sommer von Sonnenaufgang bis ca.
10.00 Uhr erreicht. Im Winter war die Beleuchtung dann von ca. 7.00 bis 19.00
eingeschaltet.
Am kalten Nordfenster bei kalten Temperaturen von 5-10°C überwinterte
ich mal eine Schale mit Sarracenien, Drosera capensis und Venusfliegenfallen. Die Pflanzen sahen teilweise recht schlecht aus und bekamen Läuse, daher stellte ich sie ab März ins ungeheizte Gewächshaus, wo sie sich langsam wieder erholten.
Bei kalten Temperaturen ist bei manchen Arten also eine relativ dunkle Überwinterung möglich, wenn auch nicht empfehlenswert.
Im ungeheizten Gewächshaus stehen ab April fast alle Arten, Dionaea,
Roridula, Drosera, Sarracenien und gedeihen dort wirklich sehr gut, die Lichtmenge ist mehr als ausreichend. Ein großes Aquarium mit
Aldrovanda sowie Cephalotus stelle ich im Hochsommer meist an ein helles Fenster im Haus, um Überhitzung zu vermeiden.
Die Lichtmenge im Gewächshaus übertrifft die am Südfenster ganz beträchtlich !
Im Freien stehen im Sommer in voller Sonne alle Sarracenien, Drosophyllum sowie die meisten
Dionaea. Die Pflanzen werden dort gedrungen, robust und sehr gut ausgefärbt.
Ganzjährig
an einem sonnigen Standort kultiviere ich mittlerweile die winterharten
Arten in einem Moorbeet. Bezüglich des Lichts ist das natürlich
optimal.
Als Fazit lässt sich also festhalten, dass für die lichtliebenden Arten ein sonniges(!) Südfenster gut geeignet ist, wobei
Nepenthes, Heliamphora und andere hitzeempfindliche Arten im Sommer
unter Umständen auch besser am Ostfenster aufgehoben sind. Optimal ist
natürlich die Kultur im Gewächshaus, wo deutlich mehr Licht zur Verfügung
steht als am hellsten Fenster.
Bei den im Winter oder auch ganzjährig wachsenden Arten,
sowie bei der Kultur sehr lichtbedürftiger Arten empfiehlt sich auf alle Fälle
zusätzliches Kunstlicht. Mit Kunstlicht ist selbst die Kultur
anspruchsvollster Arten ohne Gewächshaus oder helles Fenster möglich.
Man muss
allerdings wissen was man tut und auch der Stromverbrauch ist bei der
Beleuchtung größerer Flächen alles andere als unerheblich...
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Es folgen nun einige Lampentypen, die ich bisher ausprobiert habe :
Natriumdampfhochdruck-Lampe (NaHD) :
Dieser Lampentyp wird von den "Experten" oftmals als ideal für die Kultur von Karnivoren angepriesen. Vermutlich liegt dies daran,
dass dieser Lampentyp mit ca. 130 Lumen/Watt die höchste Lichtausbeute aller zur Pflanzenbeleuchtung geeigneten Lampen besitzt. (Natriumdampfniederdrucklampen, wie sie z.B. zur Straßenbeleuchtung verwendet werden sind noch etwas effektiver, erzeugen aber ein rein gelbes Licht in einem sehr schmalen Spektralbereich, was für Pflanzen
völlig ungeeignet ist).
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Natriumdampflampe
mit 250 Watt |
Auch Hanfzüchter schwören auf diese Lampen, da sie nur damit die extrem hohen Lichtintensitäten erreichen um die begehrten Blüten zu erhalten. Außerdem fördert das gelbliche Licht ebenfalls die Blütenbildung. Aus diesem Grund kann sich evtl. plötzlich die Polizei für die Sammlung interessieren, wenn man das doch recht charakteristische gelbe Licht von draußen sehen kann.
Kurz und gut, auch ich habe mir als erstes so eine Lampe gekauft, um damit mein Hochlandterrarium zu beleuchten. Beim Kauf der 70 W Lampe bei
Gewächshaus-Krieger sind mir so einige Sachen aufgefallen. Erstens der Preis von damals
280 DM! Weiterhin erzeugen die 70W NaHD Lampen "nur" ca. 6500
Lumen, sind also mit rund 93 Lumen/Watt nicht annähernd so effektiv wie die meist für Vergleiche verwendeten 400 Watt Geräte mit
130 Lumen/Watt. Eine 400W NaHD Lampe mag für Gärtnerein oder "Freaks" mit großen Gewächshäusern ja ganz nett sein, für die Kultur im Haus ist sie aber in den meisten Fällen wohl ein gewaltiger
"overkill". Man bedenke, dass bei einem angenommenen Strompreis von 12 Cent/kWh und 12-stündiger täglicher Brenndauer eine nicht zu verachtenden Stromrechnung zustande kommt.
0,480kW x 12 h/Tag x 365 Tage x 0,12 Euro/kWh = ca. 250 Euro pro Jahr!
Die 480 Watt als Berechnungsgrundlage kommen dadurch zustande, dass das Vorschaltgerät ebenfalls noch eine ganz schöne Menge an Leistung schluckt. Meine 70W Lampe hat dadurch eine Aufnahmeleistung von ca. 83 Watt (gemessen)! Dadurch sinkt die effektive Lichtleistung einer 70W NaHD unter 80
Lumen/Watt. Das sollte man bedenken, bevor man mit den 130 Lumen/Watt aus anderen Angaben rechnet !
Betrachtet man das Spektrum einer Natriumdampfhochdrucklampe, so sieht man, dass dieses ganz gewaltig ins rötliche (gelbliche) verschoben ist und Blauanteile nur spärlich vorhanden sind. (Grün aufgetragen ist die "Effizienz" der Photosysthese im jeweiligen Spektralbereich, mit dem Maximum bei ca. 420nm auf 1,0 normiert.)
Spektrum einer 400W NaHD mit zusätzlichem Blauanteil (grün ist die
Photosynthese-"Effizienz")
Copyright Robert Miehle
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Diese wahrscheinlich besseren "blaulichtverstärkten" Lampen gibt es meist nur für höhere Leistungen ab 400 Watt, daher ist meine 70 Watt Lampe eine gewöhnliche NaHD und hat somit noch geringere Blauanteile.
Das Licht dieser Lampen ist also sehr warm (Farbtemperatur ca. 2700K) und somit auch nicht sonderlich gut an das Photosynthese-Sektrum
angepasst. Das Auge gewöhnt sich zu einem gewissen Grad an die gelbe Farbe, allerdings erscheinen Blätter dennoch meist
blässlich grün-gelb und Blüten auch nicht richtig weiß. Das macht im Gewächshaus zum Züchten der Pflanzen sicherlich nicht allzuviel aus, für ein ansehnliches Terrarium im Wohnraum, welches als Blickfang dienen sollte, würde ich allerdings zu einem anderen Leuchtmittel raten !
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Terrarium
mit 70W NaHD und 2 x 23W Energiesparlampen, man beachte die gelbe
Farbe |
Sehr deutlich sieht man die gelbe Lichtfarbe auf Fotos, die ohne Blitz gemacht wurden.
Wie schon erwähnt beleuchte ich mit einer 70W Lampe nun seit einigen Jahren ein 120cmx60cm großes
Terrarium.
Mittlerweile noch ergänzt durch zwei 23W Energiesparlampen des Typs "Biolight"
mit einer Farbtemperatur von 6000K (=tageslichtähnlich) sowie je ca. 1200
Lumen Lichtleistung
In der
Summe entspricht das also theoretisch einer Lichtintensität von rund 12.000
Lux entsprechen würde. (6.500 Lumen + 2 x 1.200 Lumen) / (1,2m x 0,6m) =
ca. 12.000 Lumen/m².
In der Praxis geht allerdings schon einmal ein Teil des Lichtes verloren, indem es irgendwo außerhalb des Terrariums auftrifft. Weiterhin ist die Mitte viel heller ausgeleuchtet als der Rand, so
dass die Heliamphora unter der Lampe sicherlich mehr als 10.000 Lux zur Verfügung haben, während die Pflanzen am Rand mit deutlich weniger auskommen müssen.
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Neuer
NaHD Brenner und einer nach ca. 18000 Stunden |
Auf alle Fälle bin ich mit den Ergebnissen recht zufrieden, die Heliamphora bekommen schöne Deckel und färben sich rot, es werden sogar Samen angesetzt. Die weniger
lichtbedürftigen Nepenthes und Utricularia am Rand zeigen ebenfalls keine Anzeichen von Lichtmangel. Ich
habe die erste Birne, die wohl im Schnitt so 10-12 Stunden am Tag brannte nach über vier Jahren
ausgetauscht. Sie hatte zwar noch gebrannt, war aber wohl doch schon
ziemlich am Ende angelangt.
Die hohe Lebensdauer ist sicherlich ein Vorteil dieses Lampentyps, Ersatzbirnen sind zwar
relativ teuer (bei http://www.billigheadshop.de
habe ich meinen noname 70W NaHD Brenner für ca. 18 Euro bekommen), kosten aber nicht annähernd soviel wie die kompletten Lampen.
Während des Winters 2001/2002 hatte ich noch eine 250 Watt NaHD im Einsatz als zusätzliche Beleuchtung für
Drosophyllum, Roridula und Knollendrosera am Südfenster. Diese Lampe brannte täglich nur rund 3 Stunden, um die Stromrechnung nicht ins uferlose steigen zu lassen.
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schön
ausgefärbte Heliamphora minor |
Die Ergebnisse waren recht passabel, aber nicht optimal. Ein Großteil des gelben Lichtes beleuchtete ungenutzte Fläche (das halbe Dorf brauchte abends kein Licht einschalten ;-)
außerdem brummte das doch recht günstig erworbene Ding für meinen Geschmack zu laut. Obwohl sie mit rund 160DM als Bausatz für eine NaHD recht "billig" war, habe ich sie doch wieder verkauft, um mich nach etwas weniger gelbem mit geringerem Stromverbrauch umzusehen...
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Natriumhochdruckdampf- (NaHD) Lampen eine hohe (die leistungsstarken sogar eine sehr hohe) Effizienz haben und ein für die Pflanzen zwar nicht optimales aber anscheinend doch brauchbares Spektrum liefern. Die Anschaffungskosten sind sehr hoch, die Birnen halten angeblich aber auch
bis zu 20.000 Stunden. Ob sich das fast völlige Fehlen des Blauanteils negativ auswirkt kann ich nicht beurteilen, da
ich noch nie Pflanzen ausschließlich unter NaHD Licht kultiviert hatte.
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Metalldampflampen (Osram-Bezeichnungen :
HQL, HQI, HCI) :
Metalldampflampen sind wie die NaHDs Hochdruck-Entladungslampen und benötigen daher ebenfalls ein Vorschaltgerät. Quecksilberdampflampen
(=HQL) werden oft als Aquarium- bzw. Pflanzenbeleuchtung angeboten, sind für die
lichthungrigen Karnivoren aber kaum geeignet. Die Effizienz ist mit ca. 50 Lumen/Watt nur mittelmäßig und das Spektrum besteht nur aus einigen schmalen Bändern.
Als Karnivorenzüchter soll man um diesen Lampentyp besser einen sehr großen Bogen machen.
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HCI
Brenner mit 70 Watt und 3000K im Betrieb |
HQI-Lampen sind Metalldampflampen mit einem guten, dem Sonnenlicht ähnlichen Spektrum und einer relativ hohen Effizienz von ca. 80
Lumen/Watt. (Eine 70W Birne liefert rund 5500 Lumen) Bei der Lichtfarbe ist vermutlich "kalt-weißes" Tageslicht mit 4200 K recht gut geeignet. Neben der besseren Lichtausbeute haben die HQI eine höhere Lebensdauer als HQL und ein breiter verteiltes Spektrum. Solche Lampen werden für hochwertige Aquarien angeboten, sind dann aber ähnlich teuer als Natriumdampflampen. Sie werden aber auch häufig als Schaufensterbeleuchtung eingesetzt und so habe ich mir einen gebrauchten 70W Strahler für 20 Euro auf
Ebay ersteigert. Die Birne war allerdings wohl ihrem Ende schon recht nahe, denn das Licht war stark ins Blaue verschoben.
Glücklicherweise sind HQI und HCI Birnen gleicher Wattleistung kompatibel und können auch mit demselben Vorschaltgerät betrieben werden. HCI (von Phillips heißen sie
CDM) sind weiter verbesserte HQI Birnen mit einem Brenner aus Keramik. So
lässt sich der Lichtstrom noch einmal auf ca. 6000-6500 Lumen bei einer 70W Birne steigern. Das ist genauso hoch wie bei einer 70 W
NaHD. Im Gegensatz zu diesen liefern HCI ein hervorragendes Spektrum. Lampen der Lichtfarbe 4200 K erzeugen bei 70W 6000
Lumen und haben Lichtqualität 1A, Lampen der Lichtfarbe 3000 K haben zwar nur Lichtqualität 1B, erzeugen bei 70W aber ca. 6500
Lumen.
Die Lichtfarben sind ähnlich wie bei Leuchtstoffröhren mit drei Ziffern kodiert. Die letzten beiden geben die Farbtemperatur an, also x30 für 3000 Kelvin und x42 für 4200 Kelvin. Die erste Ziffer steht für die Lichtqualität, 1A = 9xx und 1B = 8xx.
Weiterhin haben die HCI bzw. CDM Brenner eine gegenüber HQL und HQI fast doppelt so hohe Lebensdauer von rund 10.000 Stunden. Ihr einziger Nachteil ist der Preis. So ist ein HCI Leuchtmittel ca. dreimal so teuer als ein
HQI, allerdings habe ich mir auf Ebay einen nagelneuen 70W HCI Brenner für 14 Euro ersteigert. Auch wenn die Nummer 830 nicht die optimale Qualität liefert, so bin ich doch mit der Lichtfarbe
recht zufrieden. Meiner Meinung nach ist so ein Licht wirklich wohnzimmertauglich (man kann auch problemlos ohne Blitz fotografieren und die Farben wirken dennoch echt).
Seit Oktober 2002 beleuchte ich nun damit Drosophyllum, Roridula und Knollendrosera zusätzlich 8 Stunden auf dem Fensterbrett eines Südfensters. Die ausgeleuchtete Fläche beträgt rund 0,8m², so
dass die Lichtstärke theoretisch bei 6500 Lumen/0,8m² = rund 8000 Lux liegen
müsste. Aufgrund der seitlichen Abstrahlung, die ich durch selbstgebastelte Reflektoren so gering wie möglich halte wird die durchschnittliche Lichtintensität aber eher bei rund 6000
Lux liegen. Natürlich zusätzlich zum Sonnenlicht durchs Fenster, welches aber im Winter eher spärlich ausfällt.
Die Pflanzen wachsen dort passabel, absolut überzeugend ist die Lösung
allerdings nicht.
Erwähnenswert ist weiterhin noch, dass Metalldampflampen genauso wie die NaHD mehr Leistung aufnehmen als eigentlich auf den Birnen steht. (Zumindest solange man konventionelle Vorschaltgeräte benützt. Bei elektronischen Vorschaltgeräten ist das anders, aber die habe ich gebraucht noch nicht gesehen und neu sind sie teuer). Aus diesem Grund hat meine 70W-HCI-Lampe eine Leistungsaufnahme von rund 87W (gemessen). Das macht dann eine Effizienz von ca. 75
Lumen/W, also nur unwesentlich schlechter als bei einer NaHD-Lampe mit 70W.
Metalldampflampen dürfen laut Hersteller übrigens nur mit Schutzglas betrieben
werden, seit dem Winter 2004/2005 betreibe ich die meine ohne Schutzglas und
das klappt bisher auch problemlos (auf eigene Gefahr!)
Sehr homogenes Spektrum von CDM Brennern mit Lichtfarbe 942 und 830 (grün ist die
Photosynthese-"Effizienz")
Copyright Robert Miehle
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Meiner Meinung haben die HCI bzw. CDM Brenner das Potential, die NaHD Lampen auszustechen, wenn es um
Karnivorenbeleuchtung in Innenräumen (z.B. Terrarium) geht. Die Effizienz ist kaum
niedriger als bei NaHD, die Lebensdauer laut Hersteller mit 10.000 Stunden ganz gut und die Anschaffungskosten dank der Möglichkeit, gebrauchte HQI Strahler aus Geschäften zu kaufen, wesentlich niedriger. Größter Vorteil ist das sehr sonnenlichtähnliche Spektrum. Ob es für die Pflanzen in der Praxis ähnlich gut ist, wie es laut Theorie sein
müsste wird sich herausstellen. Meines Wissens gibt es HCI oder CDM Brenner
mit 35W, 70W und 150W, also in durchaus wohnzimmertauglichen Dimensionen. Wer sich den Strahler sowieso neu kaufen möchte, sollte wohl am besten gleich etwas mehr in ein elektronisches Vorschaltgerät investieren. Meines Wissens gibt es keinen einzigen Grund, eine veraltete HQI oder gar eine HQL-Lampe zu verwenden. Beim Lampenkauf darf man auf keinen Fall unnötig sparen !
Die Keramikbrenner sind noch sehr neu und ich würde mich über Resonanz und
Erfahrungsberichte dazu sehr freuen, insbesondere natürlich von Karnivorenzüchtern, aber auch von anderen Pflanzen- oder
Aquarium-Freunden.
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Leuchtstoffröhren / Energiesparlampen :
Hier machte ich meine ersten Erfahrungen mit einem noch nicht lange gelaufenen Versuch, ein 30cmx40cm großes Terrarium mit zwei 23 Watt Dulux EL Energiesparlampen der Lichtfarbe 827
(=2700K) zu beleuchten. Der Preis einer Lampe inkl. elektronischem Vorschaltgerät
lag bei rund 10 Euro. Die Lebensdauer soll bei ca. 8000 Stunden liegen und eine Birne soll 1500
Lumen liefern. Auf die Grundfläche des Terrariums müssten also theoretisch (2 x 1500lumen) / (0,5m x 0,3m) = rund 20.000
Lux auftreffen. Verluste durch seitliche Abstrahlung dürften nicht allzu hoch sein, allerdings
war der selbstgebaute dachförmige Deckenreflektor sicherlich alles andere als optimal.
Provisorische Messungen mit meiner Spiegelreflex (ISO-Wert auf 100 einstellen, Blende auf 5,6 schließen,
"mittleres Grau" anmessen und resultierende Verschlusszeit ablesen: 1/30s = ca. 3000
Lux, 1/60s = ca. 6000 Lux, usw...) ergaben ca. doppelt so hohe Lichtintensitäten im Terrarium als im Hochlandterrarium unter der NaHD oder bei den Knollendrosera unter der
HCI. Allerdings hat so gut wie kein Tageslicht das kleine Terrarium erreicht.
Drosera prolifera färbte sich darin stark rot, auch die Petiolaris Drosera sowie
Drosera madagascariensis waren rot gefärbt und blühten ununterbrochen (allerdings kein Samenansatz). Einige
Utricularia schienen sich ebenfalls wohl zu fühlen. Byblis liniflora und
Byblis rorida blühten zwar beide, B. rorida wuchs aber sehr langstielig, während die
B. liniflora gänzlich eingegangen war.
Insgesamt also ein eher gemischtes Ergebnis, die Byblis liniflora im
Hochlandterrarium wuchsen beispielsweise merklich besser.
Die beiden Birnen befanden sich innerhalb des Terrariums und erhöhen dort die Temperatur
während der 14stündigen Beleuchtungsphase um rund 8°C, was aber durchaus erwünscht
war. Interessant ist noch, dass ich bei beiden Birnen nur eine Leistungsaufnahme von rund 17W messe. Bei 23W wäre die Lichtausbeute mit 65
Lumen/Watt schon ganz brauchbar, bei 17W ergäben sich aber Werte von 88 Lumen/Watt, was höher als bei HCI und NaHD mit konventionellem Vorschaltgerät wäre. Andererseits zweifle ich doch stark an den angegebenen 1500
Lumen, so dass die Werte hier ohne jegliche Gewähr sind.
Das Terrarium habe ich dann relativ bald wieder aufgelöst und die beiden Birnen
im Hochlandterrarium eingebaut. Eine ging dort nach nur einem Jahr bereits
kaputt. Da ich dieses große Terrarium sowieso umstellen musste habe ich
auch die Beleuchtung noch einmal abgeändert und mir zwei Energiesparlampen
vom Typ "Biolight" für je 17 Euro auf Ebay gekauft. Diese Lampen
haben angeblich ein sehr sonnenlichtähnliches Spektrum mit einer
Farbtemperatur von 6000 K und einem gewissen Anteil an UV Strahlung.
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links
"Biolight" mit 6000K, rechts Osram EL mit 2700K |
Bisher bin
ich mit der Kombination aus 1x 70W NaHD und 2x 23W Energiesparlampen sehr
zufrieden. Einen direkten Vergleich der Lichtfarben zwischen einer normalen
Energiesparlampe mit warmweißem Licht (2700K) sowie einer "Biolight"
Energiesparlampe (6000K) kann man auf dem Bild sehen.
Auch Leuchtstoffröhren werden mit einer Ziffernkombination gekennzeichnet. Alte 2-Band-Röhren mit zwei Ziffern xx sollte man grundsätzlich meiden. Sie haben ein schlechtes Spektrum, eine kurze Lebensdauer und sind ineffizient, auch wenn sie manchmal als
"Fluora" oder ähnlich wohlklingendem Namen angepriesen werden.
Die weiterentwickelten Dreibandröhren haben eine hohe Effizienz und ein passables Spektrum (Tageslicht-Farbe um 6000 Kelvin
ist gut). Dreibandröhren haben drei Ziffern, wovon die erste eine 8 ist (Lichtqualität 1B), also 8xx. Die letzten beiden stehen für die Lichtfarbe, also z.B. 865 für 6500 Kelvin.
Die neusten Röhren sind 5-Band-Röhren und haben eine ebenfalls dreistellige Ziffer, die mit 9 beginnt (Lichtqualität 1A), also 9xx. Das Spektrum ist
somit sehr gut, allerdings sind diese Lampen um einiges ineffizienter als die 8xx Dreibandlampen, so
dass diese im Endeffekt wohl besser geeignet sind. (siehe link zu Robert Miele). Dasselbe gilt auch für sogenannte Pflanzenlichtlampen mit besonders optimiertem Spektrum. Diese sind in der Lichtausbeute so schlecht,
dass das pflanzengeeignetere Spektrum da auch nichts mehr hilft. Außerdem sieht das Licht unnatürlich aus, da
die Grüntöne fehlen.
Ich selbst habe keine Erfahrung mit den gewöhnlichen ("langen") Leuchtstoffröhren und
muss daher auf die Links verweisen...
Spektrum von 3-Band Röhren (3 peaks) (grün ist die
Photosynthese-"Effizienz")
Copyright Robert Miehle
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Sehr gutes Spektrum von 5-Band Röhren (grün ist die
Photosynthese-"Effizienz")
Copyright Robert Miehle
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Glühbirnen, Halogenlampen und blaue "Pflanzenlampen":
Nur um es einmal klar und deutlich gesagt zu haben.
Diese Lampen erzeugen rund 10-15 Lumen / Watt, was extrem wenig ist. Außerdem
fehlt dem Spektrum der blaue Teil komplett. Da hilft es auch nicht, sie farbig anzumalen und als "Pflanzenlampe" zu verkaufen. Diese Dinger taugen nichts.
Auch Infrarotstrahler und UV-Lampen und ähnliches kann ich absolut nicht empfehlen.
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