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GENLISEA

die Reusenfalle

 

 

oberirdische Blätter von Genlisea violacea

Genlisea, die Reusenfalle, wurde 1833 vom französischen Botaniker De Saint Hilaire zum ersten Mal beschrieben und nach der französischen Schriftstellerin de Genlis benannt.
Die Gattung, von der derzeit 21 Arten bekannt sind ist in Südamerika und Afrika beheimatet und gliedert sich botanisch in zwei Untergattungen. Bei der Untergattung Tayloria reißen die Samenkapseln der Länge nach auf, bei der Untergattung Genlisea hingegen horizontal.

Genlisea Pflanzen besitzen keine Wurzeln.  Während die kleinen, oberirdischen, grünen, in Rosetten stehenden und Photosynthesetreibenden Blätter sehr unscheinbar sein, sind die zu Fangorganen umgewandelten unterirdischen bleichen Blätter sehr kompliziert aufgebaut. Noch heute scheint noch nicht einmal endgültig geklärt, ob die Genlisea Falle nun zu den aktiven oder passiven Fallentypen zu zählen ist.

Fangorgane von Genlisea violacea

Die unterirdischen Blätter sind deutlich länger und verzweigen sich zum Ende hin Y-förmig. Die Enden sind korkenzieherartig aufgedreht, daher stammt wohl auch der englische Name "corkscrew plant". Entlang der Wendel ist die Falle geöffnet, wobei sehr eng stehende und nach innen gebogene Härchen ein leichtes Eindringen ausreichend kleiner Lebewesen in die Falle ermöglicht, ein Entkommen entgegen der Richtung der Haare allerdings sehr erschweren. Die Reusen führen die gefangene Beute die Röhre entlang nach oben, wo sich ca. auf halbem Wege eine Verdickung befindet. Dieser "Magen" stellt vermutlich die primäre Verdauungszone dar. Die genaue Struktur der Reusenhaare lässt sich am besten unter dem Rasterelektronenmikroskop (REM) beobachten. Ein Bild findet sich beispielsweise auf dieser Seite der Uni Rostock.

Noch immer umstritten ist die Art der Beute, sowie die Anlockmechanismen. Manche Autoren schreiben, dass es sich bei der Beute ausschließlich um Protozoen handelt, die mit Hilfe eines bisher noch nicht identifizierten Duftstoffes angelockt werden (BARTHLOTT et al, 2004), andere hingegen haben bei ihren Feldstudien überwiegend Nematoden in den Fallen und dem umgebenden Substrat gefunden (STUDNICKA, 2003). 

korkenzieherartige Fangorgane von Genlisea violacea

Es gibt weiterhin noch die Theorie, dass die Fallen von Genlisea am Naturstandort bis hinab in sehr sauerstoffarmes Milieu (warmes Stauwasser) reichen und die anscheinend gut durchlüfteten Fallen Bodenorganismen mittels Sauerstoff anlocken (STUDNICKA, 2003).
Weiterhin rätselhaft bleibt auch die Art, wie Genlisea es verhindert, dass gelöste Nährstoffe wieder aus der Falle in die Umgebung diffundieren. Für gelöste Ionen stellen die Reusenhaare ja keine Hindernisse mehr dar. Möglicherweise erzeugt Genlisea ähnlich den Utricularien einen Unterdruck, wodurch sich ein leichter Wasserstrom von außen nach innen einstellen würde, welcher ein Auswaschen der Nährstoffe verhindern könnte. Zumindest mathematisch wäre dies anscheinend möglich. (MEYERS-RICE, 1994)
Sollte dieser Wasserstrom (sofern er denn überhaupt existiert!) auch Beute in die Falle spülen, so wäre Genlisea eine weitere karnivore Gattung mit einem aktiven Fallenmechanismus.

Die Blüten sind gestielt, besitzen einen Sporn und sind entweder violett oder gelb gefärbt. Die Samen sind sehr klein.

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KULTUR

Gattung:

Genlisea

Verbreitung:

Südamerika und Afrika, vereinzelt Mittelamerika

Temperatur:

Tropische Gattung, daher ganzjährig warm halten bei ca. 20-30°C.

Licht:

Ganzjährig heller Standort, Kunstlicht scheint gut geeignet zu sein.

Substrat:

Torfige, nährstoffarme Gemische, die möglichst locker sind. 

Wasser:

Sehr feucht bis nass. Anstaubewässerung. Ein Haltung, bei der die Fangorgane teilweise in reines Wasser ragen scheint möglich zu sein.

Vermehrung:

Sehr einfach über Blattstecklinge, auch über Samen möglich.

Düngen:

Keine Erfahrung, sehr stark verdünnte Blattdüngung hat bei G. violacea zumindest nicht geschadet.

Schädlinge:

Keine Erfahrung.

Krankheiten:

Keine Erfahrung.

Genlisea Pflanzen befinden sich erst seit wenigen Jahren in Kultur, daher finden sich auch in vielen älteren Büchern nur wenige bzw. gar keine Hinweise zu dieser Gattung. Auch heute noch führen Genlisea Pflanzen in den meisten Sammlungen ein Schattendasein, so auch in meiner. Grund ist sicherlich, dass die Fangorgane unterirdisch liegen und der Fangvorgang ohne Mikroskop nicht zu beobachten ist. Einige wenige Liebhaber kultivieren dennoch mehrere Arten und mittlerweile sind auch einige davon kommerziell oder über Tausch erhältlich.
Allgemein wird aufgrund der tropischen Herkunft die Kultur in ganzjährig warmem Klima empfohlen, Genlisea ist eine sehr gut geeignete Gattung für kleine Zimmerterrarien. Genlisea mag sehr feucht stehen, so dass Anstaubewässerung optimal erscheint. Selbst gelegentliche Überflutung scheint einigen(?) arten nichts auszumachen.
Das Substrat sollte locker sein, um den unterirdischen Blättern ein gutes Durchdringen zu ermöglichen. Ob eine Düngung oder gar Fütterung ein besseres Wachstum bedingt kann ich nicht sagen.

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VERMEHRUNG

Blüte von Genlisea violacea

Genlisea lässt sich sehr einfach über Blattstecklinge vermehren, einfach ein grünes Blatt zusammen mit einem Stückchen Fangblatt ausrupfen und in sehr feuchtes Substrat stecken. Zumindest meine Genlisea vermehrt sich auch von selbst und durchdringt nach und nach den gesamten topf. Die Blüten können angeblich bestäubt werden und setzen dann auch in Kultur Samen an. (Möglicherweise nicht bei allen Arten?). Einige Arten scheinen auch invitro genommen worden zu sein und werden auf diese Art und Weise kommerziell vermehrt und vermarktet. Dies ist für den Hobbyzüchter aber wohl etwas wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.

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EIGENE ERFAHRUNGEN

"Magenartige" Verdickung bei Genlisea violacea

Ich selbst kultiviere nur eine einzige Art, nämlich Genlisea violacea. Von dieser habe ich vor einigen Jahren ein kleines Stück bekommen und dieses wächst seitdem mehr oder weniger beständig in meinem Hochlandterrarium zwischen Heliamphora und Nepenthes. Möglicherweise hätte Genlisea gerne etwas höhere Temperaturen, sie kommt aber auch mit den etwas kühleren Temperaturen des nachts recht gut zurecht. Meine Pflanze hat einige Male geblüht, ich habe mir aber auch nie die Mühe gemacht, die Blüten zu bestäuben, so dass nie Samen angesetzt wurden. Daher habe ich auch mit der Aussaat keinerlei Erfahrung. 
Als einzige Art im ganzen Terrarium hat Genlisea violacea einen Untersetzer, so dass sie fast die ganze Zeit im Anstau steht. Als Substrat habe ich eine Mischung aus Torf, grobem Sand und Blähton verwendet, alle 1-2 Jahre topfe ich um und schaue mir bei Gelegenheit mal die Fangorgane wieder an.
Erfahrungen mit Krankheiten oder Schädlingen habe ich bisher keine gemacht, zumindest diese Art erscheint mir recht einfach in Kultur zu halten zu sein.
Genlisea sind aus meiner Sicht ideale Pflanzen für Terrarien, ihr Platzbedarf ist gering, ganzjährig Zimmertemperatur bzw. etwas wärmer scheint ihnen gut zu behagen und sie gedeihen anscheinend auch unter hellem Kunstlicht recht gut. Der Reiz der Pflanzen liegt bei vielen in der Blüte, mich fasziniert eher das Fallensystem. 
Geoff Wong hat eine Kulturmethode vorgestellt, bei der Genlisea in einem unten offenen Topf kultiviert wird, so dass die Fallen in ein Gefäß mit Wasser hängen können (D'AMATO 1998). Auf diese Art und Weise wären die Fallen leicht zu beobachten.

Leider sind Informationen zur Kultur dieser Gattung im Internet und auch in der Literatur recht dünn gesät, so dass man wohl um etwas eigenes Experimentieren nicht herum kommt. Glücklicherweise sind einige Arten mittlerweile recht einfach zu erwerben.

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QUELLEN

Wolfram Diester (1996), Genlisea - Artenübersicht und Kulturerfahrung, Taublatt 27

Barthlott et al. (2004), Karnivoren

Miloslav Studnicka (2003), Genlisea traps - a new piece of knowledge, CPN 32/2

Miloslav Studnicka (2003), Observations on life strategies of Genlisea, Heliamphora and Utricularia in natural habitats, CPN 32/2

Miloslav Studnicka (2003), Further problem in Genlisea trap untangled?, CPN 32/2

 

http://home.sdirekt-net.de/mwelge5/arten/genl_start.htm (deutsch) Umfangreiche Gattungsbeschreibung und Hinweise zu einigen Arten.

http://www.sarracenia.com/pubs/genlis2.html  (englisch) Mathematische Betrachtungen zur Genlisea Falle.

http://www.plantarara.com/carnivoren_galerie/genlisea/genlisea.htm Genlisea Bildergalerie von Plantarara.

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Copyright (c) 2001-2004 Martin Reiner - letzte Aktualisierung 27.08.2004