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CEPHALOTUS FOLLICULARIS

der Zwergkrug

 

60cm langer Blütenstiel

Cephalotus (Cephalus, lat. = Kopf) ist eine monotypische Gattung, die nur Cephalotus follicularis als einzige Art enthält. "Entdeckt" und gesammelt wurde sie 1791 von Archibald Menzies und das erste mal von Jacques Julien Houtton de la Billardière im Jahre 1806 beschrieben (BRAEM, 1996).

Das Verbreitungsgebiet von Cephalotus beschränkt sich auf die äußerste Südwestküste Australiens zwischen Deep River bis Esperance Bay. Die Pflanze wächst dort auf schwarzem, stark sandigen und sumpfigen Boden in vollsonnigen bis schattigen Plätzen.

Cephalotus besitzt ein dickes, kriechendes Rhizom, dem vor allem im Winter und Frühjahr nicht karnivore flache Blätter entspringen, die hauptsächlich der Photosynthese dienen. Während des Sommers erscheinen dann die kleinen Fallgruben, denen Cephalotus den deutschen Namen Zwergkrug verdankt. Die Krüge haben bei ausgewachsenen Pflanzen eine durchschnittliche Größe von rund 3cm. An schattigen Plätzen können sie auch über 5cm erreichen. Während die Pflanze in voller Sonne eine tiefrote, bisweilen fast schwarze Färbung erreichen kann bleibt sie im Schatten eher grün. Meist im Frühjahr und Sommer erscheinen bei ausgewachsenen Pflanzen die einzelnen, bis zu 60cm langen Blütenstände, die zahlreiche kleine unscheinbare Blüten in rispiger Anordnung tragen.

Die einzelnen Blüten haben keine Kronblätter und je sechs weiße bis grünlich-weiße Kelchblätter. Sie haben 12 Staubblätter und einen sechsteiligen Fruchtknoten. Jede Blüte kann maximal sechs Samen ausbilden.

Ein sehr auffälliges Merkmal der Krüge ist der stark gezahnte Rand (mit meist 24 Zähnen) an der eiförmigen Öffnung, welcher für hineingefallene Insekten eine nahezu unüberwindliche Barriere darstellt. Zwischen den Zähnen und auch unterhalb des Deckels befinden sich Nektarien, die der Anlockung dienen. Unterhalb des Peristoms befindet sich ein Kragen, der eine weitere Barriere darstellt, danach folgt eine glatte Zone und schlussendlich der mit Verdauungsflüssigkeit gefüllte Kannengrund. Im Deckel, der zwar nicht zu schnellen Bewegungen fähig ist, sich aber je nach Luftfeuchtigkeit mehr oder weniger stark senken kann, finden sich kleine Sichtfenster, die die Verdauungsflüssigkeit bei entsprechendem Licht verführerisch glänzen lässt. Die Beute am Naturstandort besteht überwiegend aus kriechenden Insekten, insbesondere Ameisen.

Cephalotus besitzt eine erstaunlich gute Regenerationsfähigkeit und so können bei Zerstörung des Habitats aus Bruchstücken von Wurzeln und Blättern wieder sehr viele neue Pflanzen entstehen.

 

Blütenstand von Cephalotus follicularis

Detailansicht der ca. 5mm großen Einzelblüte

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KULTUR

Gattung & Art:

Cephalotus follicularis

Verbreitung:

Südwestaustralien

Temperatur:

Im Sommer nicht längere Zeit über 35°C, im Winter recht kühl, ähnlich Dionaea, hält bei manchen Leuten angeblich leichte Fröste aus, Nachttemperaturen auch im Sommer ruhig kühl.

Licht:

Südfenster klappt erstaunlich gut. Je mehr Sonne desto ausgefärbter die Krüge. Sehr viel Sonne kann wegen der damit verbundenen Erwärmung im Sommer Probleme bereiten, daher im Freien oder im Gewächshaus besser halbschattig.

Substrat:

Reiner Torf bzw. Torf/Sand Gemische. Gelegentlich wird auch die Zugabe von Buchenlauberde und anderen Zutaten empfohlen. Manche kultivieren ihn in Sphagnum, was aber nicht den Bedingungen am Naturstandort entspricht. Wichtig sind sehr große und vor allem tiefe Töpfe!

Wasser:

Sehr heikel! Ständig feucht aber nicht nass halten. Längere Anstaubewässerung kann zum Absterben der Pflanze führen, ebenso zu große Trockenheit. Cephalotus braucht etwas höhere Luftfeuchtigkeit : 50% genügen in der Regel, nur bei Hitze lieber etwas mehr.

Vermehrung:

Soll über Samen sehr langwierig sein, angeblich schlechte Keimrate, Blattstecklinge funktionieren gut, angeblich auch Wurzelstecklinge, Teilen ist bei mehrtriebigen Pflanzen möglich.

Düngen:

Mineraldünger hab ich noch nicht probiert, Milch lässt die Krüge sehr schnell absterben.

Schädlinge:

Läuse, reagiert aber nicht besonders empfindlich darauf. Verträgt Spruzit.

Krankheiten:

Pilze, die die Pflanze sehr schnell töten.

Der Zwergkrug eignet sich aufgrund seines kompakten Wuchses und der Temperaturansprüche durchaus für eine Kultur auf dem sonnigen Fensterbrett. Große Hitze, also mehr als 35°C  über längere Zeiträume behagen ihm nicht sonderlich, so dass man ihn während der heißen Zeit des Jahres besser halbschattig stellt. Nachts sollte die Temperatur niedriger liegen, ebenso während des Winters. auch wenn schon berichtet wurde, dass Cephalotus auch leichte Fröste vertragen soll, ist eine kühle aber frostfreie Überwinterung sicherlich besser. Man kann Cephalotus auch ganzjährig warm und unter Kunstlicht durchkultivieren, wobei dann manchmal sogar die Produktion der nicht karnivoren flachen Blätter ganz ausbleiben soll.

Cephalotus stellt im Gegensatz zu den Kannenpflanzen keine besonders hohen Ansprüche an die Luftfeuchtigkeit, auch wenn man dies oft liest. Um die 50% sind durchaus ausreichend. Bei sehr großer Hitze in Kombination mit zu niedriger Luftfeuchtigkeit senken sich die Deckel als Verdunstungsschutz auf die Kannen. Unter welchen Lichtbedingungen man die Pflanze hängt, hält davon ab, ob man mehr Wert auf die tiefrote Ausfärbung in voller Sonne legt oder lieber im Halbschatten die größeren Krüge bevorzugt.

Als Substrat finden sich die unterschiedlichsten Empfehlungen, dieses dürfte allerdings keinen so großen Einfluss auf die erfolgreiche Kultur haben. Die üblichen Mischungen aus Weißtorf und grobem Quarzsand scheinen gut zu funktionieren. Unbedingt sollte man Cephalotus in sehr große (und damit sind wirklich sehr große und tiefe Töpfe gemeint!) pflanzen. Dies verhindert häufiges Umtopfen, welches dem Zwergkrug nicht behagen soll, außerdem können sich die langen feinen Wurzeln besser entfalten.

Problematisch ist beim Zwergkrug vor allem die Bewässerung. so darf das Substrat niemals vollständig austrocknen, andererseits führt zu nasses Substrat ebenfalls zum Absterben der Pflanze. wer seine Pflanzen regelmäßig mit kleinen Wassergaben gießen kann hat es sicherlich leichter mit der Kultur. Ansonsten wirken sich große Töpfe günstig aus. Es sollte kein Wasser ins Herz der Pflanze und auch nicht in die Krüge gelangen, so dass man am besten über den Untersetzer gießt.

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VERMEHRUNG

Samen von Cephalotus

Die Vermehrung über Samen soll sehr langwierig sein und die Keimrate gering (RUHMICH, 1997). Da die Pflanzen in Kultur eher selten blühen, sind die 3-4mm großen länglichen und stark behaarten Samen sowieso kaum aufzutreiben. Im Gegensatz zu vielen Aussagen reicht eine blühende Pflanze für erfolgreichen Samenansatz aus. LOWRIE erwähnt, dass der Samen nur gut keimt, solange er noch an der Frucht haftet. Auf alle Fälle sollte man sich auf eine lange Keimdauer einstellen.


1 Jahr alter Steckling

Sehr gut funktioniert hingegen die Vermehrung über Blattstecklinge. Man nimmt entweder die Laubblätter oder auch die Krüge, reißt diese vorsichtig mit möglichst viel "Weißem" von der Blattbasis aus und steckt diese schräg zur Hälfte in feuchtes Substrat. Je nach Temperatur dauert es einige Wochen bis Monate bis neue Pflänzchen entstehen. Die Erfolgsquote ist relativ hoch. Die Pflanzen wachsen recht langsam, es dauert rund 3-4 Jahre bis man blühfähige Exemplare erhält.

Ähnlich funktioniert die Vermehrung über Wurzelstecklinge, wo man einige Zentimeter lange Stücke knapp unter der Substratoberfläche vergräbt. Große Pflanzen bilden aus dem Rhizom Ableger und größere Horste, die man bei entsprechender Größe vorsichtig zerteilen kann.

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EIGENE ERFAHRUNGEN

Zwergkrüge und ich stehen etwas auf Kriegsfuß. Meinen ersten habe ich vor einigen Jahren im "Pflanzen Kölle" als winziges Pflänzchen für 30 DM erstanden. Er wuchs ganz ordentlich und setzte nach 1 1/2 Jahren einen Blütenstil an. Leider starb er währenddessen ab. Ich hatte einige Blattstecklinge gemacht und als diese wieder eine ansehnliche Größe erreicht hatten... ja richtig... starben sie ab.

Danach habe ich mich an einer neuen Pflanze versucht (auch diese ging nach ca. einem Jahr ein) und einem Cephalotus follicularis 'giant' von Andreas Wistuba. Letzterer war beim Kauf schon winzig und legte auch nicht sonderlich an Größe zu, während der 1 1/2 Jahre, die er bei mir in Kultur überlebte. Mittlerweile besitze ich wieder einen schönen großen und blühenden Zwergkrug, sowie noch einige frühere Blattstecklinge, u.a. auch noch die vom 'giant' Cephalotus.

Ich vermute als Ursache für das ständige Absterben meiner Pflanzen zu starke Feuchtigkeitsschwankungen im Substrat. Einerseits scheint Cephalotus nicht für Anstaubewässerung geeignet sein, andererseits bleibt mir wenig anderes übrig, da ich nur ca. alle zwei Wochen nach meinen Pflanzen sehen kann.

Ich werde aus diesem Grund zukünftig all meine Zwergkrüge in sehr große und sehr tiefe Töpfe pflanzen, um ein ausreichend großes und somit feuchtigkeits- konstanteres Substratvolumen zu erreichen. Am Topfboden werde ich eine einige Zentimeter tiefe Schicht aus Blähton anbringen, so kann ich u.U. ja doch auf Anstaubewässerung zurückgreifen ohne hoffentlich ein Verfaulen der Pflanzen befürchten zu müssen.

Bei der Vermehrung habe ich bisher nur über Blattstecklinge von nicht karnivoren flachen Blättern Erfolg gehabt. Die Quote an angegangenen Stecklingen lag bei mir aber nur bei rund 50%. Leider dauert es bei mir stets länger als allgemein angegeben, vor allem in kühlerer Umgebung musste ich teilweise ein halbes Jahr und noch länger auf den Erfolg warten. Von einem blühenden Cephalotus hatte ich einige Samen geerntet und auch sofort ausgesät, doch leider ist nie etwas gekeimt.

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CEPHALOTUS FOLLICULARIS 'GIANT'

Cephalotus follicularis 'Giant' in Gent

Es gibt anscheinend zwei verschiedene Klone von Cephalotus, die sich durch eine besondere Kannengröße von bis zu 8cm auszeichnen. Einer davon wurde als Cephalotus 'Hummers Giant'  beschrieben (CPN 29/4), ein weiterer wurde von Herrn Weiner in Deutschland verbreitet.

Meine eigene Erfahrung beschränkt sich auf eine Pflanze von Andreas Wistuba, deren Ursprung ich nicht genau kenne und die bei mir nur äußerst langsam wuchs und nicht einmal annähernd normale Größe erreichte, bevor sie mir abstarb.

Agustin Franco hat einen interessanten englischsprachigen Artikel zu diesem Thema verfasst, dessen URL bei den Quellen angegeben ist.

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QUELLEN

Allen Lowrie (1998), Carnivorous plants of Australia Vol. III

Adrian Slack (1985), Karnivoren

Guido Braem (1996), Fleischfressende Pflanzen

Peter D'Amato (1998), The savage garden

Thomas Köhler (1991), Pflanzenportrait Cephalotus follicularis, Das Taublatt 15

Robert Gibson (1999), Observations on Cephalotus in the wild, CPN 28 / 1

Dick Tran (2001), Cephalotus follicularis, cultivation with capillary mats, CPN 30 / 3

http://www.cephalotus.info  (englisch) hervorragende Internetseite zum Zwergkrug

http://www.cephalotus.net (englisch) einige schöne Bilder vom Naturstandort

http://www.humboldt.edu/~rrz7001/Franco/CephalotusfollicularisGiant.html (englisch) Interessanter Artikel über die "Giant-Zwergkrüge"

http://www.fleischfressendepflanzen.de (deutsch) Datenblatt zu Cephalotus follicularis

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Copyright (c) 2001-2004 Martin Reiner - letzte Aktualisierung 21.06.2004